Warum du dich nicht vom Selbständigen zum Unternehmer entwickeln sollst

Vom Selbständigen zum Unternehmer

Vielleicht kennst du das ja. Mir geht es jedenfalls so. In letzter Zeit bekomme ich auf LinkedIn und Facebook oft Angebote eingespielt, die lauten: „Werde vom Selbständigen zum Unternehmer“. Und dann wird meistens der Selbständige als der – entschuldige – Idiot dargestellt, der alles „selbst und ständig“ macht und dann nicht weiß, wo vorne und hinten ist und was er in seinem Unternehmen als erstes tun muss.

Oft ist dann auch von Feuerwehr die Rede und dass der Selbständige dauernd Brandherde löschen muss. Und am Abend arbeitet er dann auf, was den ganzen Tag über liegen geblieben ist. Wochenende gibt’s keines. Die Kinder kennt er nur von Bildern, die seine Frau, die übrigens gerade dabei ist, sich von ihm scheiden zu lassen, auf Facebook postet. Und zu allem Überfluss verdient er weniger als die Putzfrau in seinem Unternehmen.

Dein Unternehmen ist nicht dein Gefängnis

Natürlich ist dieses Szenario übertrieben. Aber tatsächlich werden Selbständige von Beratern, die ihnen den Weg zum Unternehmer verkaufen wollen, aber oft ziemlich genau so dargestellt. Oft sind dann noch Bilder bei den Postings, die einen völlig abgearbeiteten und verzweifelten Menschen zeigen, am Besten noch in einem Gefängnis, aus dem er sich selbst nicht befreien kann oder mit schweren Ketten um die Füße. Das soll dann das Unternehmen symbolisieren, das den armen Selbständigen als Gefangenen hält.

Das ist doch alles Blödsinn.

Das Unternehmen ist niemals ein Gefängnis für den Selbständigen.

Gefängnis ist die schwerste Strafe, die unser Rechtssystem für die schwersten Verbrechen vorsieht. Gefängnis bedeutet Freiheitsentzug. Es bedeutet, nicht frei entscheiden zu können, wann und wo ich hingehen möchte oder was ich tun möchte. Mein Leben und mein Horizont wird auf wenige Quadratmeter beschränkt. Das ist etwas völlig anderes als ein Unternehmen zu haben. Und auch wenn es noch so schlecht geführt ist.

Du kannst immer frei wählen

Freiheit ist das Unternehmensgründungsmotiv Nummer eins. Jeder Unternehmensgründer will frei sein, unabhängig und selbstbestimmt. Und doch sehen viele Selbständige nach einiger Zeit, dass sie weder frei noch unabhängig und schon gar nicht selbstbestimmt sind. Ist das dann nicht letztlich doch so etwas wie Freiheitsentzug?

Nicht wirklich. Schau, selbst wenn du dich als Selbständiger in deinem Unternehmen gefangen fühlst, bleibt dir doch immer noch die Freiheit, auszusteigen. Du kannst dein Unternehmen jederzeit zusperren oder im besten Fall verkaufen. Du hast immer die Wahl. Und genau diese Wahl hast du im Gefängnis eben nicht. Da kannst du nicht einfach sagen, „danke, habs gesehen, aber ist nicht meines, ich gehe jetzt“.

Wieso du dich als Selbständiger nicht zum Unternehmer entwickeln sollst

Unternehmertum ist ein Beruf.

Und ich glaube, dass viele Selbständige den Beruf des Unternehmers gar nicht haben wollen.

Da wird ihnen wie gesagt nur in schwarz-weiß Malerei ein Wunschbild projiziert und dann wird gesagt, dass der Selbständige alles, was in seiner aktuellen Situation schlecht ist, einfach loswerden kann, wenn er es gegen das Unternehmertum eintauscht. Und dann glaube ich, dass viele Selbständige, die zu Unternehmern werden, mit diesem neuen Beruf nicht glücklich sind und sich dann die Selbständigkeit zurückwünschen.

Der Unterschied zwischen Selbständigen und Unternehmern

Selbständige und Unternehmer sind zwei Begriffe, die oft gleichgesetzt oder miteinander verwechselt werden. Was ist aber jetzt der Unterschied zwischen einem Selbständigen und einem Unternehmer?

Ein Selbständiger ist eine Person, die eine bestimmte berufliche Tätigkeit ausübt, ohne irgendwo, also bei einem anderen Arbeitgeber, angestellt zu sein. Ein Selbständiger arbeitet in seinem Beruf, den er sich ausgesucht und gelernt hat, auf eigene Rechnung und eigenes Risiko. Er macht dabei nichts anderes als ein Arbeitnehmer, nur eben für seine eigene Rechnung und auf sein eigenes Risko und nicht für einen fremden, eben den Arbeitgeber.

Ein Selbständiger ist eine Fachkraft, die bei sich selbst angestellt ist.

Und, selbständig zu sein, bedeutet nicht, ein Ein-Personen-Unternehmen zu betreiben. Auch Selbständige können Arbeitnehmer haben. Aber meistens nicht sehr viele. Selbständige findest du in sehr vielen Kleinunternehmen.

Unternehmer betreiben ein Unternehmen

Ein Unternehmer dagegen ist jemand, der ein eigenes Unternehmen gründet. Ein Unternehmen ist aber wesentlich mehr als ein Arbeitsplatz für einen Selbständigen. Ein Unternehmen ist eine so genannte organisierte Erwerbsgelegenheit. Es handelt sich also um eine Organisation, die so aufgebaut ist, dass darin Produkte oder Dienstleistungen erzeugt und an den Kunden verkauft werden. Dabei geht es eben nicht darum, dass der Unternehmer die Leistung selbst erbringt, so wie der Selbständige, sondern der Unternehmer organisiert den Betrieb so, dass andere die Leistungen erbringen. Ein Unternehmer ist für die strategischen Entscheidungen, die Mission und Vision des Unternehmens, für Innovation, Produktenwicklung, Marketing und die finanzielle Gesundheit des Unternehmens verantwortlich. Also für die Organisation und den Erfolg des Unternehmens. Das ist ganz etwas anderes, als selbst ein Produkt zu erzeugen oder eine Dienstleistung zu erbringen.

Du sollst dich daher nicht vom Selbständigen zum Unternehmer entwickeln soll, weil das eben zwei verschiedene Berufe sind.

Welchen Beruf hast du gewählt?

Und jeder Selbständige kennt zunächst einmal nur den Beruf, den er gewählt hat. Schuster zum Beispiel oder Installateur oder Zahnarzt oder Architekt. Ganz egal. Er hat diesen Beruf gewählt, weil er ihn interessiert. Und er ist durch die ganze Ausbildung dabei geblieben, weil der Beruf ihn fasziniert. Und wenn er selbständig geworden ist, dann hat er die Ausbildung abgeschlossen, hat die Meisterprüfung gemacht oder was immer erforderlich war. Aber zu keinem Zeitpunkt in seiner bisherigen Karriere war sein Berufswunsch „Unternehmer“.

Weil es diesen Beruf oder besser gesagt, die Berufsausbildung oder eben das Berufsbild „Unternehmer“ gar nicht gibt. Es gibt zwar Unternehmerschulungen und Unternehmerprüfungen. Aber das ist nichts anderes als betriebswirtschaftliches Basiswissen, dass du brauchst, um als Selbständiger einen Kleinbetrieb zu führen. Unternehmer zu sein ist ein eigener Beruf. Und weil das so ist, macht es auch überhaupt keinen Unterschied, welche Leistungen das Unternehmen eines Unternehmers seinen Kunden erbringt. Beim Selbständigen ist das anders. Da steht ein klarer fachlicher Beruf hinter dem Unternehmen.

Unternehmer oder Selbständiger zu sein, heißt eine Berufswahl zu treffen.

Es ist eben nicht so einfach, dass der Unternehmer der bessere Selbständige ist. Derjenige, der mehr Zeit und mehr Geld hat, weil er andere für sich arbeiten lässt. Deswegen macht die Forderung: „Du musst dich vom Selbständigen zum Unternehmer entwickeln“ so keinen Sinn.

Du musst erst verstehen, dass das zwei verschiedene Lebenskonzepte sind. Die Begriffe Selbständiger und Unternehmer beschreiben verschiedene Rollen, die auch unterschiedliche Fähigkeiten, Verantwortlichkeiten und Risiken mit sich bringen.

Wichtig ist mir, dass man sich bewusst dafür, entscheidet, als Selbständiger zu arbeiten oder als Unternehmer eine Organisation aufzubauen. Und wenn man diese Entscheidung getroffen hat, kann man auch gerne Selbständiger sein.

Ich glaube, viele Selbständige sind dann noch lieber als zuvor selbständig. Eben weil sie ihren Beruf lieben. Und dann sind damit zufrieden. Natürlich bleiben die Probleme im Kleinunternehmen. Aber das hat mehr mit Selbstorganisation zu tun. Mit Zeitmanagement oder auch mit dem Management der eigenen Finanzen. Oft brauchen Selbständige nur hier Hilfe. Aber sie müssen eben nicht Unternehmer werden. Selbständige können sehr erfolgreich sein und ein erfülltes Berufsleben haben.

Die Entwicklung vom Selbständigen zum Unternehmer

Andererseits könnte es aber sein, dass ein Selbständiger erkennt, dass er vielleicht ein größeres Unternehmen aufbauen möchte, eben eine Organisation, mehr Mitarbeiter einstellen und das Geschäft skalieren will. Dann entwickelt er sich vom Selbständigen zum Unternehmer.

Aber dann hat er die Wahl getroffen, seinen Beruf zu ändern. Und das ist gut, genauso wie es gut ist, bewusst selbständig zu bleiben, wenn ich die Wahl zwischen den beiden Rollen des Selbständigen und des Unternehmers habe.

Der Übergang vom Selbständigen zum Unternehmer ist mit neuen Herausforderungen verbunden. Als Unternehmer trägst du nicht nur die Verantwortung für deine eigene Arbeit, sondern auch für das gesamte Unternehmen und die Mitarbeiter. Dazu brauchst du zusätzliche Fähigkeiten wie strategische Planung, Management und Führungskompetenzen.

Deine Rolle als Unternehmer

Darum meine ich, dass man sich nicht vom Selbständigen zum Unternehmer entwickeln soll. Vielmehr ist es wichtig, sich bewusst zu sein, welche Rolle man in seinem Unternehmen einnehmen will. Die einen wollen als Selbständiger arbeiten, und das ist wie gesagt gut. Und die anderen wollen gern Unternehmer werden und ein Unternehmen aufbauen. Beide Wege können erfolgreich sein.

Ob du erfolgreich bist, ist von deinen individuellen Zielen und Vorlieben abhängig.

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